
Häufig gestellte Fragen zu "Bonussemester & Bildungsscheck"
„Wird der Lehrstoff dann für das aktuelle Jahr vernachlässigt? Kommt nun ein Bonussemester nach dem anderen?“
Nein, es wird nichts vernachlässigt. Der Sinn dahinter ist Druck rauszunehmen, um den schwachen SchülerInnen eine Chance zum Aufholen und auch den Eltern Zeit durchzuatmen zu geben. Was nächstes Jahr sein wird, kann man noch nicht sagen. Es muss jetzt gehandelt werden und nach diesem Semester muss ein weiterer Kassasturz her, der zeigt wie es weitergeht. Fakt ist: Es darf kein Kind zurückgelassen werden. Trotz enormem Engagement der LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen gibt es in vielen Bereichen Lernrückstände. Ein Zurück zum normalen Unterricht und Forführung des Lernplanes wäre daher fatal. SchülerInnen und deren Eltern dürfen damit nicht alleine gelassen werden. Weder die, die auch vor Corona zu den Schwächeren gezählt haben, noch die, die durch die Coronakrise – aus z.B. finanziellen und/oder psychischen Gründen – abgerutscht sind; niemand darf vergessen werden.
Bleibt mein Kind nun „sitzen“ und verliert es ein ganzes Semester obwohl es auch die Coronazeit über fleißig war und das Jahr mit guten Noten abgeschlossen hat? Demotivation & Zeitvergeudung sind da ja vorprogrammiert.
„Bonussemester“ bedeutet nicht, dass ein Kind sitzenbleibt. Die guten SchülerInnen werden weder Zeit verlieren noch werden sie damit bestraft. Sie bekommen Zeit zu vertiefen, zu wiederholen und Unklarheiten von Angesicht zu Angesicht zu klären. Die Zeit bis Weihnachten ist nach 17 Monaten Corona-Schullockdowns zeitlich gerechtfertigt. Psychische Belastungen und dass viele den Anschluss verloren haben, zeigen, dass es sehr wohl einen gewaltigen Unterschied zwischen Online-Learning und Präsenzunterricht gibt. Man kann nicht so tun, als hätte es Corona nie gegeben. Eine „Kopf-in-den-Sand“-Strategie hilft selten und auch hier ist sie kein gehbarer Weg.
Vielleicht könnte man die SchülerInnen in Art „Leistungsgruppen“ splitten und das Bonussemester nur für die schlechten „SchülerInnen“ einführen?
Damit würde eine Spaltung stattfinden, die wir nicht wollen. Wir sind für gleiche Rechte und Pflichten für alle. Gerade in Zeiten der sozialen Isolation muss die Klasse noch mehr als „Team“ gesehen werden. Jedes Team ist nur so stark wie sein schwächstes Glied. Gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme aufeinander sind wieder angebracht – mehr denn je. Außerdem fordern wir ebenso Platz zur Förderung der „guten“ SchülerInnen. Auch diese müssen dort abgeholt werden wo sie gerade sind und Interessen und auch deren Kompetenzen müssen gefördert werden.
Wozu gibt es eigentlich LehrerInnen? Wenn die ihre Arbeit machen würden, bräuchte man doch keinen Bildungsscheck, oder?
LehrerInnen sind gerade beim Online-Unterricht bzw. in der Coronazeit an ihre Grenzen gestoßen. Nachhilfe gab‘s immer schon, aber die finanziellen Nöte und die Versäumnisse während Corona werden immer größer und verlangen Akutmaßnahmen über das „normale“ Ausmaß hinaus, um soviele wie möglich damit zu erreichen. Man kann nicht so tun, als hätte es Corona nicht gegeben. Das Distance-Learning hat Spuren hinterlassen auf die jetzt reagiert werden muss.
Wozu soll der Bildungsscheck notwendig sein?
Immer und immer wieder komme ich darauf zurück: Es darf kein Kind zurückgelassen werden! Bildung hängt in Österreich zu 100% von den Eltern ab, nach dem Motto „sag‘ mir was deine Eltern machen und ich sag‘ dir welche Chancen du im Leben hast“. Unsere Schulen sind „Hausübungsschulen“: der Lernerfolg baut darauf auf, dass sich Eltern am Nachmittag mit den Kindern hinsetzen und lernen. Wenn sie selbst nicht helfen können, dann müssen Eltern tief in die Tasche greifen und für private Nachhilfe bezahlen. Gerade nach eineinhalb Jahren Schul-Lockdown ist die Unterstützung durch den Bildungsscheck essentiell.
Warum lässt sich die SPÖ plötzlich dazu hinreißen – wie die ÖVP – Geld mit der Gießkanne zu vergießen?
Es geht in diesem Fall um Akut-Maßnahmen, weil JETZT geholfen werden muss und wieder bereinigt, was durch die Bildungspolitik der ÖVP während Corona vermasselt worden ist. Im Vordergrund muss die Zukunft unserer Kinder stehen!
Wie rechtfertigt man, dass es einen Bildungsscheck vom Staat braucht, LehrerInnen aber nichts und z.B. Intensivpersonal nur € 500,- bekommt?
Wir vergleichen nicht Äpfel mit Birnen. Das heißt, nur weil wir € 1.000,00 für den Bildungsscheck fordern heißt es nicht, dass das Intensivpersonal nicht auch soviel oder mehr verdient hätte.
Wer soll das alles bezahlen? Warum lässt sich die SPÖ zu diesem Populismus á la ÖVP verleiten?
Bei der Wirtschaft war immer das Credo „Koste es, was es wolle!“ Bei unseren Kindern heißt es scheinbar „Hauptsache, es kostet nichts!“ Das, was ich für die Bildung fordere kostet insgesamt nur 4% von dem, was bis jetzt ausgegeben wurde. Alles was wir nicht investieren, wird uns viele viele Jahre volkswirtschaftlich begleiten, denn die Rückstände bleiben.
Warum konzentriert man sich nicht darauf LehrerInnen aufzustocken und lässt‘ die Fördereinheiten über die Schule laufen?
Auch das ist bereits eine langjährige Forderung der SPÖ. Wie schon weiter oben erwähnt, hängt Bildung in Österreich leider zu 100% von den Eltern ab, nach dem Motto „Sag‘ mir was deine Eltern machen und ich sag‘ dir welche Chancen du im Leben hast.“ Wir wünschen uns daher eine Schule, in die ein Kind ohne Schultasche reinspazieren kann und ohne Hausübung wieder herauskommt, weil die gesamte Bildung Sache der Schule und nicht der Möglichkeiten und Zeit der Eltern ist.
Werden die Kinder damit nicht zu sehr verweichlicht?
Unsere Kinder brauchen jetzt jede Unterstützung und größtmöglichen Freiraum beim Aufholen. Ansonsten verderben wir den Kindern jede Lust am Lernen. Was die psychischen Belastungen betrifft werden wir erst in ein paar Jahren sehen, was wirklich durch die Corona-Politik angerichtet wurde. Im Moment sehen und spüren wir erst die Spitze des Eisberges. Der Druck für die SchülerInnen und deren Eltern soll rausgenommen werden. Kein Kind darf zurückgelassen werden!
Wien, 28. August 2021