SPÖ-Tanzler zu PIRLS-Studie: „Regierung muss Vererbung von Bildung beenden!“
Internationale Studie bestätigt starke Vererbung von Bildung in Österreich – Modell Ganztagsschule bringt gleiche Chancen für alle Kinder.
Wien – Die aktuellen Ergebnisse der PIRLS-Studie bestätigen einmal mehr, dass in Österreich Bildung weiterhin stark vererbt wird. Kinder, deren Eltern einen hohen sozioökonomischen Status haben, schneiden bei der Überprüfung der Leseleistungen deutlich besser ab als jene, deren Eltern einen geringen sozioökonomischen Status haben. „Dieser massive Unterschied ist mehr als beunruhigend. Die Regierung muss hier endlich handeln und die Vererbung von Bildung beenden“, so SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler.
Bei der PIRLS-Studie (Progress in International Reading Literacy Study) wird das Lesevermögen von Kindern in der vierten Klasse Volksschule geprüft. Das Ergebnis zeigt dramatisch den Zusammenhang vom Bildungsabschluss der Eltern und den Schulleistungen der Kinder. Bereits vor der Zeit der Schulschließungen war diese soziale Ungleichheit deutlich, die Zeit des Home-Schoolings verstärkte diesen Effekt noch weiter. „Viele Eltern konnten und können ihren Kindern nicht die nötige Unterstützung beim Lernen bieten. Dass die Regierung von den Schulkindern jetzt einfach erwartet, dass sie zum Alltag zurückkehren, ist unverständlich. Gerade im Volksschulalter brauchen Kinder verstärkt Unterstützung – das fordern wir seit Pandemiebeginn“, so Tanzler. „Die Regierung muss dort personell und finanziell eingreifen, wo besonders Hilfe benötigt wird“, weist die Bildungssprecherin etwa auf das AK-Modell eines Chancenindexes hin, wonach jene Schulen mehr Gelder erhalten, die mehr Schüler*innen haben, deren Eltern sie nicht beim Lernen unterstützen können.
Nicht nur in Zeiten der Schulschließungen sind Kinder, deren Eltern sie nicht beim Home-Schooling unterstützen konnten, stärker betroffen. „Die Ergebnisse der Studie zeigen einmal mehr, dass unser Bildungssystem selbst im ‚Normalbetrieb‘ darauf ausgerichtet ist, dass Eltern sich nachmittags mit ihren Kindern zum Lernen und Hausübungen-Erledigen hinsetzen bzw. über Nachhilfe diese Unterstützung auslagern. In Familien, wo das nicht möglich ist, leiden die Lernerfolge der Kinder“, hält Tanzler fest. Dabei gäbe es ein bereits beschlossenes Konzept, das ebendiesem Problem entgegenwirken würde: Das 2016 unter SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid beschlossene Modell der Ganztagsschulen.
„Wir wollen eine Schule, in die Kinder morgens ohne Schultasche kommen und die sie nachmittags ohne Hausübung verlassen“, fasst Tanzler das Modell zusammen. „Davon profitieren die Kinder, die Eltern aber auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes. Dass das dringend nötig ist, bestätigen die Studienergebnisse klar.“ Im SPÖ-Ganztagsschulmodell passiert Bildung in den Schulen und ist entsprechend nicht abhängig von den Möglichkeiten der Eltern. Auch hinsichtlich der besorgniserregenden Kinderarmutszahlen schaffen Ganztagsschulen Abhilfe: „Wir können so jedem Kind ein gesundes, warmes Mittagessen garantieren – das ist aktuell für 78.000 Kinder nicht möglich“, weist Tanzler auf die erschreckenden EU-Daten zu Kinderarmut hin.
Wien, 16. Mai 2023